Lernen ist ein lebenslanger Prozess, der uns auf verschiedenen Ebenen fordert und formt. In all meinen Ausbildungen, wie auch in meiner jetzigen Ausbildung zur Naturheilpraktikerin TEN, wird mir täglich bewusst, wie viel es zu lernen gibt und wie vielschichtig der Weg des Verstehens und Verinnerlichens ist. Auch in meiner Praxis begegnen mir Klienten aller Altersgruppen, die das Lernen als unüberwindbare Herausforderung empfinden. Die Frage stellt sich also für mich und meine KlientInnen immer wieder: Wie funktioniert das Lernen wirklich? Was braucht es, um nicht nur Wissen zu sammeln, sondern es zu einer lebendigen und beständigen Ressource in unserem Leben zu machen?
Lernen basiert aus meiner Sicht auf drei wichtigen Grundpfeilern:
- Disziplin
- Erfahrung
- Weisheit.
Diese drei Prinzipien bilden zusammen den Weg, auf dem sich Wissen in uns festigt und zu einem inneren Kompass wird.
1. Disziplin: Der erste Schritt zum Verständnis
Disziplin ist das Fundament für jedes Lernen. Sie gibt uns die Kraft, immer wieder neu anzufangen, uns auf den Stoff einzulassen und dranzubleiben, selbst wenn es herausfordernd wird. Im Bereich der Naturheilkunde ist das Studium umfassend und erfordert ein beständiges Engagement – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Disziplin hilft uns, die zahlreichen Informationen nicht nur aufzunehmen, sondern immer wieder zu vertiefen und miteinander zu verknüpfen.
Disziplin ist also mehr als das sture Einüben von Wissen. Sie ist die Fähigkeit, auch dann weiterzumachen, wenn der Weg steinig ist. Sie führt uns immer wieder zurück zu unseren Zielen und unterstützt uns darin, das Gelernte auf einer tieferen Ebene zu erfassen.
Warum es manchmal schwerfällt, zu lernen
Besonders jüngere Menschen, aber auch Erwachsene, stehen oft vor Herausforderungen beim Lernen. Das liegt nicht immer nur am Schwierigkeitsgrad des Stoffes. Häufig fehlt ihnen der erkennbare Sinn oder die persönliche Relevanz des Gelernten. Ohne eine emotionale Verbindung oder den spürbaren Bezug zur eigenen Lebenswelt bleibt Lernen oft abstrakt und wird als Pflicht empfunden. Wenn das Herz nicht beteiligt ist, bleibt das Wissen oberflächlich und flüchtig.
Kinder stehen hier besonders im Fokus: Sie brauchen mehr als verständliche Lerninhalte, sie brauchen eine Lernweise, die Kopf und Herz verbindet und sie inspiriert. Wenn ihnen der Bezug zur Realität oder das „Warum“ fehlt, kann Lernen schnell frustrierend werden und oberflächlich bleiben. Doch das gilt ebenso für Erwachsene, die ein Thema als sinnlos oder uninteressant empfinden. Für alle Altersgruppen ist es wertvoll, das Lernen als Möglichkeit der eigenen Weiterentwicklung zu verstehen und eine tiefe, persönliche Relevanz darin zu finden. So kann Wissen verinnerlicht werden, statt nur auswendig gelernt. Es bleibt somit auch nachhaltig.
2. Erfahrung: Der Schritt vom Wissen zum Können
Wenn Disziplin uns die Ausdauer schenkt, uns Wissen anzueignen, dann führt die Erfahrung uns zur Anwendung. Wissen wird erst lebendig und wertvoll, wenn wir es ausprobieren und in echte Situationen übertragen. Auch in der Zeit meiner Ausbildung ist es immer wieder das konkrete Anwenden und Erleben, das zu einem tieferen Verständnis führt. Erst durch die Praxis und den Austausch mit Klienten verwandeln sich theoretische Konzepte in hilfreiche Werkzeuge.
Jeder Therapeut, jeder Erwachsene und jedes Kind, befindet sich in einem stetigen Lernprozess. Wir sind keine perfekten Genies und auch nicht allwissend. Als TherapeutInnen wachsen und lernen wir mit jeder Erfahrung und Begegnung weiter – genauso wie unsere Klienten. Lernen ist ein gemeinsamer Weg, auf dem wir uns alle ständig weiterentwickeln.
Während wir das Wissen in der Praxis umsetzen, werden wir selbst zu Beobachtern unseres eigenen Lernens: Was funktioniert gut? Wo brauche ich noch mehr Übung? Wo kann ich meine bisherigen Annahmen anpassen?
3. Weisheit: Wenn Wissen und Erfahrung eins werden
Der letzte Schritt in diesem Prozess ist das Erreichen einer Ebene, die über blosse Fakten und Techniken hinausgeht: die Weisheit. Weisheit entsteht, wenn Wissen und Erfahrung so tief verinnerlicht sind, dass sie zu einem integralen Bestandteil von uns werden. Dieses Wissen, das aus dem Herzen kommt, zeigt sich in der Intuition und der Sicherheit, die wir mit der Zeit entwickeln.
In meiner Praxis ist diese innere Weisheit mein zuverlässigstes Werkzeug. Sie hilft mir, über die Symptome hinauszuschauen, die Individualität des Menschen zu erkennen und die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele zu verstehen. Dies ist der Punkt, an dem das Gelernte mit der inneren Welt verschmilzt und mir als verlässlicher Leitfaden in de Begleitung meiner Klienten dient.
Die Herausforderung des Lernens: Was braucht es wirklich?
Lernen ist eine Herausforderung und oft liegt das daran, dass wir es zu sehr auf das reine Auswendiglernen reduzieren. Aber Lernen ist viel mehr: Es ist ein ganzheitlicher Prozess, der die Verbindung zwischen Verstand, Händen und Herz erfordert. Disziplin gibt uns die Struktur, Erfahrung das Verständnis und Weisheit die Tiefe.
Jeder dieser Schritte braucht Zeit und Hingabe, aber er führt uns zu einem Lernen, das bleibt. Für meine Klienten und auch für mich selbst ist es das wichtigste Ziel, das Lernen als Weg zu begreifen, um das Wissen zur inneren Ressource zu machen.