Wir alle wünschen uns gesunde, glückliche und starke Kinder, sowohl mental, als auch körperlich. Doch heute wird oft übersehen, wie essenziell emotionale Nähe in den ersten Lebensjahren ist. Was passiert, wenn Kinder in dieser sensiblen Phase zu wenig spürbare Liebe, tiefe Sicherheit und echte Beachtung erfahren?
Die Antwort berührt mich immer wieder zutiefst und sie ist sogar messbar. Inzwischen gibt es auch mehrere Studien zu diesem Thema. Ein paar davon habe ich dir im Anschluss verlinkt.
Genau aus diesem Grund habe ich mich intensivst mit diesem Thema befasst und mich auch entsprechend weitergebildet.
Heute weiss ich:
Frühkindlicher Mangel an emotionaler Zuwendung schwächt nicht nur das Urvertrauen, sondern auch das gesamte Stresssystem und das leider nachhaltig. Gut funktionierende Nebennieren, sind entscheidend für unsere Fähigkeit, mit späteren Belastungen umzugehen. Die Spuren dieser ersten Lebensjahre begleiten uns oft ein Leben lang.
Die ersten sieben Jahre als Basis für das ganze Leben
Besonders das Babyalter und die frühe Kindheit, primär die ersten sieben Lebensjahre, sind entscheidend für die Ausbildung eines gesunden Nervensystems. In dieser Zeit reift die sogenannte HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse), die später unsere gesamte Stressregulation steuert.
Wenn ein Kind immer wieder emotionale Unsicherheit erlebt, bspw. weil Bezugspersonen überfordert, abwesend oder emotional nicht erreichbar sind, gerät dieses System früh aus dem Gleichgewicht.
Studien zeigen, dass Kinder, die in den ersten Lebensjahren zu wenig Beachtung erfahren haben oder unter Stress standen, eine gestörte Cortisolantwort zeigen. Das bedeutet folgendes: Ihr Stresssystem reagiert zu stark und kann dann im Verlauf ausbrennen. Die Folge ist eine erhöhte Anfälligkeit für Erschöpfung, hormonelle Dysbalancen, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen im Erwachsenenalter.
Die grosse Frage der Fremdbetreuung
Ich habe viele Eltern in meiner Praxis, die sich fragen: „Mache ich etwas falsch, wenn ich mein Kind früh fremdbetreuen lasse?“ Ich kann da oft Entwarnung geben. Unter der Voraussetzung, dass die emotionale Verbindung erhalten bleibt, ist das oft kein Problem. Entscheidend ist nicht, dass ein Kind fremdbetreut wird, vielmehr geht es darum, wie! Eine gute Fremdbetreuung braucht stabile Bezugspersonen, liebevolle Zuwendung, echtes Gesehenwerden und ganz wichtig, die uneingeschränkte Unterstützung in der Gefühlsregulation. Dies sollte durchgehend gewährleistet sein. Genau das ist aber oft schwierig und genau das ist oft der Punkt, welcher dieses sensible System scheitern lässt.
Wenn Kinder das Gefühl haben, „abgeschoben“ zu werden, allein mit ihren Gefühlen zu sein oder sich Liebe verdienen zu müssen, baut sich ein tiefes Gefühl von Unsicherheit auf. Studien belegen, dass dieser chronische Bindungsstress sogar das Gehirn verändern kann, speziell die Regionen, die für die Emotionsregulation verantwortlich sind.
Kleine Organe mit grosser Wirkung
Unsere Nebennieren sitzen wie kleine Hütchen auf den Nieren und produzieren u. a. Cortisol, Adrenalin und DHEA, also Hormone, die unser Energielevel, unsere Konzentration, Schlaf, Resilienz und vieles mehr regulieren. Werden sie schon in jungen Jahren durch Dauerstress überfordert, führt das längerfristig zur sogenannten Nebennierenschwäche oder in einem weiteren Schritt zur Nebennierenerschöpfung. Beide sind in der Schulmedizin keine offiziell anerkannten Diagnosen, dennoch gibt es unzählige Studien dazu.
Ich sehe das vermehrt auch in meinem Praxisalltag. Die Probleme können sich bei meinen erwachsenen KlientInnen vielfältig zeigen:
- Chronische Müdigkeit trotz Schlaf
- Reizbarkeit oder ständige Überforderung
- Hormonelle Probleme (z. B. PMS, Zykluschaos, Burnout-Symptome, Depressionen)
- Schwierigkeit, sich zu entspannen oder abzuschalten
- Schilddrüsenthemen
Oft sind es Erwachsene, die als Kinder zu wenig Geborgenheit erfahren oder sogar Traumata erlebt haben.
Doch auch immer mehr kleinere Kinder kommen zu mir, mit Symptomen wie innerer Unruhe, Schlafstörungen, ständiger Übererregung oder körperlicher Erschöpfung. Ihr System läuft dauerhaft auf Hochtouren, so als wäre das Gaspedal blockiert. Das zeigt sich nicht selten in einer übersteigerten Aktivität der Nebennieren oder dann eben bereits in einer Erschöpfung. Hier bringt gezielte Unterstützung eine wichtige Entlastung für die Kleinen.
Übrigens, speziell auch bei Kindern mit ADHS zeigt sich häufig eine gestörte Stressregulation. Der Grund dafür liegt darin, dass die HPA-Achse oft aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das führt dazu, dass die Fähigkeit zur Selbstregulation eingeschränkt ist. Emotionen, Impulse und Reize können schwerer verarbeitet werden. Chronischer Stress in der frühen Kindheit kann diese Muster zusätzlich verstärken.
Was Eltern tun können, wenn die Zeit knapp ist
Du musst nicht perfekt sein. Aber du darfst vermehrt präsent sein. Es sind oft die kleinen Dinge, die Kindern zeigen: „Ich sehe dich.“
Augenkontakt & Berührung
Ein paar bewusste Minuten Blickkontakt und liebevolle Berührungen (z. B. eine kurze Rücken- oder Fussmassage) beruhigen das Nervensystem deines Kindes, durch die Freisetzung des Kuschelhormons Oxytocin.
Rituale schaffen
Verlässliche Rituale, wie eine Gute-Nacht-Geschichte oder ein gemeinsames Lied geben Struktur und Sicherheit.
Emotionen spiegeln
Benenne die Gefühle deines Kindes: „Es macht dich traurig, wenn ich gehe, aber ich komme bald wieder zurück.“ Das stärkt das Selbstvertrauen und hilft ihm, sich selbst zu regulieren.
Wertschätzung aussprechen
Zeig deinem Kind so oft wie möglich, dass es richtig ist, wie es ist. Nicht nur, wenn es brav ist oder ihm etwas gut gelungen ist.
Weniger ist oft mehr
Denke daran, Kinder brauchen keine Dauerbeschäftigung oder einen vollen Terminkalender, sondern vor allem echte Verbindung, Ruhe und Raum zum Sein. Speziell Kinder, welche oft fremdbetreut sind, brauchen vermehrt ruhige Spieleinheiten.
Mein Ansatz bezieht sich auf ganzheitliche Begleitung
In meiner Praxis begleite ich Kinder und Erwachsene mit hormonellen Beschwerden. Was für mich jedoch immer die Basis ist, ich versuche zu verstehen und schaue tiefer. Denn oft liegt die Wurzel des Problems in der frühen Prägung und nicht im aktuellen Lebensabschnitt.
Wenn du das Gefühl hast, dein Nervensystem steht ständig unter Strom, dein Cortisol ist „aus der Bahn“, du funktionierst nur noch oder du bist tief erschöpft und ausgelaugt, dann melde dich gerne bei mir.
Ich arbeite ganzheitlich:
- Mit moderner Hormonberatung & Laboranalysen
- Mit Pflanzenheilkunde, Mikronährstoffen und Regulationstechniken (z. B. Vagusnervtraining, Atemarbeit, usw.)
- Mit Raum für dein inneres Kind, Körpergedächtnis und emotionaler Verarbeitung
- Mit Erfahrung im Umgang mit frühkindlichem Stress, bei Erwachsenen und bei Kindern
Mein Ziel ist es, dich nicht nur hormonell zu stabilisieren, sondern dich in deiner Tiefe zu begleiten, auf deinem Weg zurück zu Energie, Ruhe und innerer Sicherheit.
Für eine Generation starker und geliebter Kinder
Unsere Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Sie brauchen authentische Erwachsene, die den Mut haben hinzuschauen, bei ihren Kindern aber vor allem auch bei sich selbst.
Wenn du mehr erfahren möchtest oder selbst Begleitung suchst, dann bin ich gerne für dich da.

Quellen & Studien
- Loman MM, Gunnar MR (2010): „Early experience and the development of stress reactivity and regulation in children.“ PMC3266106
- Gunnar MR et al. (2015): „Deprivation-specific alterations in brain structure.“ PubMed25459889
- Herzog JI et al. (2020): „Childhood trauma and altered emotion processing in the brain.“ J Neurodev Disord
- Vermeer HJ, van IJzendoorn MH (2006): „Children’s elevated cortisol levels at daycare: A review and meta-analysis.” Early Childhood Research Quarterly, 21(3), 390–401.
- Watamura SE, Coe CL, Laudenslager ML (2010): „Child care setting affects salivary cortisol and antibody secretion in young children.” Psychoneuroendocrinology, 35(8), 1156–1166
- NICHD Early Child Care Research Network (2006): „The NICHD Study of Early Child Care and Youth Development: Findings for Children up to Age 4½ Years. U.S. Department of Health and Human Services.