Stell dir vor, du gewinnst im Lotto. Plötzlich steht dir eine enorme Summe Geld zur Verfügung. Dein Herz pocht, deine Gedanken rasen vor Aufregung. Endlich, denkst du, wird sich dein Leben zum Positiven verändern. Du kaufst ein neues Auto, vielleicht ein luxuriöses Haus, und gönnst dir die Traumreise, von der du schon immer geträumt hast. Wunderbar oder?
Doch nach einer Weile geschieht etwas Merkwürdiges: Das neue Auto fühlt sich plötzlich gewöhnlich an, das Haus verliert seinen Glanz, und die Reise ist nur noch eine schöne Erinnerung. Der bekannte Alltag kehrt zurück, und die Freude, die du anfangs empfunden hast, verblasst.
Willkommen in der hedonistischen Tretmühle.
Die Illusion des ewigen Glücks
Die hedonistische Tretmühle beschreibt das Phänomen, dass Menschen nach einem Anstieg des Glücksgefühls – durch materielle Güter, berufliche Erfolge oder persönliche Meilensteine – schnell wieder auf ihr ursprüngliches Niveau der Zufriedenheit zurückfallen. Dieser Mechanismus hält dich in einem ständigen Streben nach mehr, in der Hoffnung, dass der nächste grosse Erfolg dich endlich dauerhaft glücklich machen wird.
Aus meinem Praxisalltag
In meiner Praxis höre ich solche Geschichten beinahe täglich. Es fühlt sich für meine KlientInnen so an, als hätten sie das Glücklichsein verlernt. Eigentlich habe ich alles, wovon ich je geträumt habe, heisst es dann, aber glücklich bin ich trotzdem nicht. Was ist nur mit mir los?
Es ist dieses Gefühl, welche diese Menschen zweifeln lässt. Es sind Zweifel am Leben, an sich selbst, daran ob man es überhaupt je schaffen wird glücklich zu sein, aber vor allem stellen sie sich auch die Frage, wofür man eigentlich das ganze Leben gearbeitet hat. Oft macht sich dieses Gefühl der Ohnmacht erst in einem gewissen Alter bemerkbar. Nämlich zu dem Zeitpunkt, an welchem dieses langersehnte Ziel festgemacht wurde. Das ganze Leben ist man diesem einen Moment entgegengejagt und hatte das Gefühl, wenn dann die Kinder aus dem Haus sind, die Geldsorgen nicht mehr da sind, man sich endlich wieder entspannen kann und und und, ja dann ist man sicher glücklich.
Es ist beinahe ein Schock festzustellen, dass Glück nicht das ist, was man immer gedacht hat. Genau dieser Schock bleibt oft im System stecken und kann schliesslich durchaus krank machen.
Die gute Nachricht ist, Glücklichsein kann man lernen!
Warum der neue Luxusartikel nicht reicht
Eines der eindrucksvollsten Beispiele für die hedonistische Tretmühle ist der Kauf von Luxusgütern. Zuerst fühlst du dich euphorisch, wenn du das neue Auto fährst oder die neuesten Designerkleider trägst. Doch schon nach kurzer Zeit gewöhnst du dich daran. Der Glanz verblasst, und du beginnst nach dem nächsten Kauf zu suchen, um diesen kurzen Schub an Glücksgefühlen wieder zu erleben.
Es muss sich aber nicht immer um Luxus handeln, auch alltägliche Dinge, die einen kurzfristig glücklich machen, verlieren mit der Zeit ihre Kraft.
Das Streben nach dem Unerreichbaren
Es ist ein unaufhörlicher Kreislauf: Du arbeitest härter, um mehr Geld zu verdienen, damit du dir mehr Dinge leisten kannst, die dich kurzfristig glücklich machen. Doch das wahre Glück scheint immer knapp ausserhalb deiner Reichweite zu liegen. Warum ist das so?
Die Wissenschaft hinter der Tretmühle
Psychologische Studien haben gezeigt, dass Menschen eine erstaunliche Fähigkeit zur Anpassung besitzen. Dies bedeutet, dass wir uns an positive und negative Veränderungen in unserem Leben schneller anpassen, als wir denken. Eine Gehaltserhöhung oder ein neues Haus steigern dein Glück nur vorübergehend. Schon bald hast du dich an den neuen Standard gewöhnt, und dein Glücksniveau sinkt auf das vorherige zurück.
Dieser Effekt ist natürlich bei negativen Vorkommnissen oft eine grosse Hilfe.
Auswege aus der Tretmühle
Der erste Schritt, um aus der hedonistischen Tretmühle auszubrechen, besteht darin, dieses Muster überhaupt zu erkennen. Das braucht manchmal ganz viel Mut.
Glück kann nicht durch ständig steigenden Konsum oder immer höhere Ziele erreicht werden. Stattdessen solltest du dich auf nachhaltigere Quellen des Glücks konzentrieren:
- Zwischenmenschliche Beziehungen
Studien zeigen, dass enge Beziehungen und soziale Kontakte einen erheblichen Einfluss auf dein Wohlbefinden haben. - Erlebnisse statt Sachen
Investiere in Erfahrungen wie Reisen, gemeinsame Unternehmungen oder gemeinsames Essen mit Freunden. Diese schaffen bleibende Erinnerungen und Emotionen. - Dankbarkeit
Regelmässige Dankbarkeitsübungen können dir helfen, den Fokus auf die positiven Aspekte des Lebens zu lenken und dein allgemeines Glücksgefühl zu steigern. - Achtsamkeit
Praktiziere Achtsamkeit! Lerne dich auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren. Es geht hier nicht darum, was passiert ist oder noch passieren könnte. - Persönliches Wachstum
Aktivitäten, die persönliches Wachstum fördern, wie Lernen, Sport oder kreative Projekte, können langfristig erfüllender sein als materieller Besitz.
Finde dein wahres Glück
Die hedonistische Tretmühle ist eine verlockende Falle, doch wahres Glück findest du nicht in materiellen Besitztümern oder flüchtigen Erfolgen. Es liegt in deinen Beziehungen, deinen Erfahrungen und in der Wertschätzung des gegenwärtigen Augenblicks. Indem du dich von der Tretmühle löst, kannst du ein tieferes, beständigeres Glück finden, das nicht von äusseren Umständen abhängt.
Wenn du frei bist, dann brauchst du nichts mehr
und wenn du zufrieden bist, dann hast du genug.
Nicht umgekehrt!
–Miriam Meister
Mache den ersten Schritt, indem du heute etwas tust, das dich wirklich glücklich macht – nicht, weil es neu oder teuer ist, sondern weil es dir echte, tiefe Freude bringt. Die hedonistische Tretmühle mag ein ständiges Auf und Ab sein, aber der Weg zu wahrem Glück ist eine bewusste Entscheidung, die du jeden Tag treffen kannst.