Heute geht es um ein Thema, welches mir sehr am Herzen liegt. Immer häufiger kommen Menschen zu mir in die Praxis, welche unter massivem Stress, Erschöpfung, Angstzuständen und Panikattacken leiden. Dabei handelt es sich nicht nur um Erwachsene, nein, leider gehören immer mehr Kinder und Jugendliche ebenfalls zu den Betroffenen. Die Leidensgeschichten sind endlos und machen nachdenklich. Was ein Mensch heute alles bereit ist zu tun, um in unsere Gesellschaft hineinzupassen ist besorgniserregend. Ebenso sind auch die Erwartungen der Eltern und Lehrer an die Kinder immens. Nicht selten ist der Sturz ins Bodenlose in solchen Fällen vorprogrammiert.
Das Kind als Leistungserbringer
In unserer heutigen Gesellschaft spielt die ständige Strebsamkeit nach Erfolg, Leistung und Effizienz eine dominierende Rolle. Dies ist schon in der Schule ein grosses Thema. Unglaublich, dass bereits Kinder in einer Spur laufen müssen, welche ihren Bedürfnissen niemals gerecht werden kann. Schulverweigerung, Schulangst, Depression und so vieles mehr, sind die Folgen. Wie geht es für sie weiter?
Der Griff zu legalen und illegalen Substanzen
Diese „Leistungsgesellschaft“ ist geprägt von einem hohen Konkurrenzdruck, einem ebenso hohen Tempo und ständiger Erreichbarkeit. Dies ist sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben zu spüren. Beruflicher Erfolg und persönliche Ziele müssen in kurzer Zeit erreicht werden, was zu Stress, Angst und Erschöpfung führen kann. Unter dem Einfluss dieses Drucks sind einige Menschen sogar versucht, ihre kognitive und emotionale Leistungsfähigkeit durch den Missbrauch von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln zu steigern, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden.
Aufputschmittel wie Amphetamine oder auch nicht-verschreibungspflichtige Substanzen wie hochdosiertes Koffein werden genutzt, um die Konzentration und Ausdauer zu erhöhen, während Beruhigungsmittel wiederum eingesetzt werden, um Stress und Angst abzubauen oder dafür, dass man nach dem Gebrauch von Aufputschmitteln überhaupt wieder zur Ruhe kommen kann. Ein riesiger Cocktail!
Der Missbrauch von ADHS-Medikamenten
Eines der alarmierendsten Phänomene im Zusammenhang mit dem Streben nach Leistung ist der Missbrauch von Medikamenten, die ursprünglich zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) entwickelt wurden. Die Inhaltsstoffe wie Methylphenidat oder Amphetamine wirken direkt auf das zentrale Nervensystem und machen wacher und leistungsfähiger.
Allerdings werden diese Stoffe immer häufiger von Menschen ohne ADHS eingenommen, um ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern und länger wach zu bleiben. Die Annahme, dass diese Medikamente die Leistungsfähigkeit und Produktivität verbessern, hat zu einem gefährlichen Trend geführt, bei dem viele die Risiken und Nebenwirkungen ignorieren.
Risiken und Nebenwirkungen
Der Missbrauch von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, einschließlich ADHS-Medikamenten, birgt erhebliche Gesundheitsrisiken. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Schlafstörungen, erhöhter Blutdruck, Herzrasen, Angstzustände, Übelkeit und nicht zuletzt die Abhängigkeit. Besonders besorgniserregend ist die Gefahr einer Überdosierung, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
Prävention und Umdenken für eine gesunde Zukunft
Um den Missbrauch von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln sowie ADHS-Medikamenten einzudämmen, sind verschiedene Massnahmen erforderlich. Dazu gehört die Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen des Substanzmissbrauchs, sowie die Förderung eines gesunden Umgangs mit Stress und Leistungsdruck.
Dabei kommt der Aufbau mentaler Stärke und der Resilienz eine grosse Bedeutung zu. Es ist wichtig, dass diese Menschen wieder lernen, dass sie auch ohne die Einnahme dieser Mittel gute Ergebnisse erzielen können.
Die Frage ist immer, ob einem diese Substanzen nicht einfach nur eine falsche Sicherheit geben. Erfahrungsgemäss kann ein gesunder Umgang mit schwierigen Situationen, wie auch eine Leistungssteigerung ohne Risiken und ganz leicht mit Hilfe eines positiven Mindsets, Meditation, Autogenem Training, Achtsamkeit, ausgewogener Ernährung und einer grossen Portion Selbstfürsorge erreicht werden.
Des Weiteren müssen Schulen, höhere Bildungseinrichtungen, Arbeitsplätze und die Gesellschaft als Ganzes ihren Fokus darauf legen, dass der Wert eines Menschen nicht ausschliesslich von seiner Leistung und Produktivität abhängt. Die individuellen Bedürfnisse und die Gesundheit müssen mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, um eine ausgewogene und nachhaltige Lebensweise zu fördern.
Insgesamt erfordert eine Leistungsgesellschaft, in welcher der Missbrauch von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln notwendig ist, ein kollektives Umdenken und eine Kultur des Verständnisses, der Achtsamkeit und der Selbstfürsorge. Nur so kann eine Gesellschaft entstehen, in der die individuellen Stärken und Talente jedes Einzelnen geschätzt und gefördert werden, ohne dabei die Gesundheit und das Wohlbefinden zu gefährden.
Machen wir gemeinsam einen Schritt in die richtige Richtung, auch zum Wohle unserer Kinder. Es lohnt sich!